14. ES-Unternehmerforum | Zeitarbeitsbranche: Wichtige Transformationsjahre stehen bevor

ES Forum 2021 TI Foto Montage

Auf dem 14. ES-Unternehmerforum in Fulda zeigten hochkarätige Referenten auf, welche Themen die Personaldienstleistung in den kommenden zwei Jahren prägen werden.

Von der Bundestagswahl 2021 über ausstehende Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sowie des Europäischen Gerichtshofes bis hin zur zukunftsorientierten Gestaltung der Personaldienstleistung: Diese Themen bewegen aktuell die Zeitarbeitsbranche und standen im Fokus der Vorträge auf dem 14. ES-Unternehmerforum am 7. September 2021 in Fulda.

Die Veranstaltung fand nach einer coronabedingten Pause dieses Jahr wieder in Präsenz statt. „Uns war es ein Anliegen, dass die Branche sich wieder persönlich austauschen kann. Das Forum soll ein Signal sein, ein Restart“, betonte Gastgeber Edgar Schröder in seiner Eröffnungsrede. Und auch Moderator Sven Astheimer, Wirtschaftsredakteur der F.A.Z., schloss sich dem an: „Es gibt gewisse Vorteile der Präsenz wie etwa die Kreativität – diese kann man digital nicht ersetzen. Daher ist es ganz toll, dass wir heute hier zusammengefunden haben.“

Dass sich die Personaldienstleistung nicht nur aufgrund der Pandemie im Umbruch befindet, verdeutlichten die Vorträge der hochkarätigen Referenten. Christian Bredlow, Niels Brabandt sowie Tina Voß und Julia Wohlfeld rückten verschiedene Aspekte des Trends „New Work“ in den Fokus. Bredlow, Experte für digitalen Wandel und Gründer der Digital Mindset GmbH, lieferte dem Publikum in seiner gewohnt erfrischenden Art viele Denkanstöße. „Die Welt wartet nicht auf uns. Digitalisierung passiert – ob wir es wollen oder nicht“, so Bredlow. Den Teilnehmenden legte er nahe, sich über Innovationen zu informieren und Neues auszuprobieren. Dem schlossen sich Tina Voß und Julia Wohlfeld, Geschäftsführerinnen der Tina Voß GmbH, an. Wichtig sei, die „nebulöse Wolke New Work“ mit Inhalten zu füllen, die zum eigenen Unternehmen passen. Für individuell auf die Mitarbeitenden ausgerichtete, nachhaltige Führung plädierte auch Niels Brabandt und übte Kritik an den überzogenen Erwartungen und kennzifferorientierten Arbeitsanweisungen vieler Arbeitgeber. „Das reine ‚Management by numbers‘ ist nicht zukunftsfähig“, findet der Berater.

Neben der internen Transformation werden gerade in den kommenden zwei Jahren auch viele Außenfaktoren Einfluss auf die Entwicklung der Zeitarbeit nehmen: Das kristallisierte sich in den Vorträgen auf dem 14. ES-Unternehmerforum heraus. Zu den aktuell heißesten Themen gehört die bevorstehende Bundestagswahl. Die Komplexität der Frage nach dem Wahlergebnis und dessen Ausgang zeigte Florian Swyter auf. „Wir müssen beachten, dass die arbeitsmarktpolitischen Vorstellungen der Parteien zusammenspielen“, betonte der BAP-Hauptgeschäftsführer. „Mindestlohn, sachgrundlose Befristung, Arbeitszeiten, Mini- und Midijobs, Scheinselbstständigkeit, Homeoffice – all das wird bei den Koalitionsverhandlungen eine Rolle spielen.“ Auch iGZ-Bundesvorsitzender Christian Baumann stellte mit Blick auf die AÜG-Novellierung und das Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie fest: „All das haben wir bekommen, obwohl wir es 2017 nicht gewählt haben.“ Nicht zuletzt mit Blick auf die Corona-Krise ergänzte er: „Wir müssen lernen, in einer Welt mit vielen Unsicherheiten zu leben.“

Zu diesen Unsicherheiten gehört sicherlich auch das Thema Equal Pay, welches von der Branche ambivalent beurteilt wird. Das zeigte Edgar Schröder, als er die Ergebnisse seiner Umfrage unter Personaldienstleistern präsentierte. „Equal Pay ist bei uns in der Realität angekommen – und bringt in der Gesamtbetrachtung mehr Nachteile als Vorzüge“, erläuterte der Gastgeber. Dazu gehören unter anderem der enorme administrative Aufwand und die häufige Abmeldung von Zeitarbeitskräften seitens der Einsatzunternehmen nach neun Monaten.

Vor diesem Hintergrund blickt die Branche derzeit mit Spannung nach Luxemburg. Wie die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in Sachen Gesamtschutz der Zeitarbeitnehmenden ausfallen könnte, lässt sich derzeit nicht abschätzen, betonte Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Thüsing: „Der EuGH neigt erfahrungsgemäß zu einer schöpferisch-kreativen Auslegung der Richtlinien. Ich wage nicht zu prognostizieren, was am Ende dabei herauskommt.“ Dass Gerichte der Branche „eindeutig die Rote Karte zeigen“ können, hatte zuvor Rechtsanwalt Dr. Motz in seinem Vortrag angeführt, in dem er sich den Folgen bei Nichteinhaltung der vollumfänglichen Inbezugnahme der Tarifverträge widmete.

Auch das ausstehende Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Bezug auf das Verbot der Zeitarbeit in der Fleischindustrie beschäftigt derzeit die Branche. Hier zeigte sich Dr. Thüsing zuversichtlicher: „Das Bundesverfassungsgericht hat deutlich gemacht, dass es eine Grundlage für Diskussionen sieht.“ Der Rechtswissenschaftler geht zudem nicht davon aus, dass die Zeitarbeit in weiteren Branchen untersagt wird: „Regulierungen werden mit Sicherheit in Zukunft ein Thema sein, aber grundsätzliche Verbote – das glaube ich nicht.“

Wie die Ergebnisse der Wahl und die Gerichtsurteile auch ausfallen mögen – „2022 und 2023 werden wichtige Transformationsjahre für die Branche“, betonte Edgar Schröder zusammenfassend.
Ausführlichere Informationen zum 14. ES-Unternehmerforum erhalten Sie demnächst unter → www.es-unternehmerforum.de

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